Thebios
Wolfgang Klähn: Thebios oder vom Wesen des Wachsens und Vergehens.

In den sechziger Jahren, als in Deutschland der große Aufschwung begann und die Technikgläubigen sich bestätigt sahen, verfaßte der Maler Wolfgang Klähn ein eigenwilliges Manifest. Die drei Aufsätze mit dem programmatischen Titel "Thebios" waren der energische Aufruf, ganzheitliches Denken, das Denken in lebendigen Kreisläufen nicht zu vergessen. Oder vielmehr: Fortschritt nur dann als solchen zu begreifen, wenn er sich in lebendige Vorgänge einfügt und aus diesen seine Richtung erhält. Vielleicht war es die schwierige Sprache Klähns, die die Verleger damals erschreckte. Steht sie doch selbst unter dem Zeichen schöpferischen Tuns. Sie erschließt sich, ebenso wie seine Bilder, nur dem genau Hinschauenden.
Daß diese Aufsätze im Jahr 2000 zum ersten Mal veröffentlicht werden, ist nicht ohne Aktualität. Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms ist für viele Menschen wie ein Meilenstein in der Evolution. Doch es ist das zerteilende Denken, das diese Art der Erkenntnis erzeugt, nicht das zusammenfügende, aufbauende, lebendige. Die Frage, was Leben ist, bleibt unbeantworteter denn je. Wolfgang Klähn forscht mit anderen Mitteln: durch Arbeit an der Sprache, mit Zeichenstift und Farben. Seine Bilder leben aus der tiefen Einsicht, was Leben ausmacht, wie es sich bildet und gestaltet.
Neben den Thebios-Aufsätzen finden sich in diesem Band Sinnsprüche zur Kunst aus den siebziger und den neunziger Jahren. Die dreiundsechzig Zeichnungen und zahlreichen Bilddetails machen diesen Band zu einer kostbaren Ausgabe.

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